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"Das verborgene Leben der Farben" von Laura Imai Messina

Mitternachtsschwarz mit einem Hauch von Mond, Indigo, das nach Heidelbeere riecht, Pfirsichgelb kurz vor der Reife: Mio versteht es, alle Farben der Welt einzufangen und zu benennen.

In dem Atelier, in dem ihre Familie Hochzeitskimonos mit alten, seit Generationen überlieferten Symbolen näht und bestickt, lernte sie von klein auf die Bedeutung der Details und entdeckte das verborgene Leben der Farben. Seitdem sind Farben ihr Alphabet, ihr geheimer Schlüssel zur Welt. Aoi hingegen begleitet Beerdigungszeremonien: Er bereitet diejenigen vor, die von dieser Welt gehen, und kümmert sich um jene, die bleiben. Er besitzt die seltene Sensibilität, sein Gegenüber auf den ersten Blick zu verstehen. Als sich Mios und Aois Wege kreuzen, spiegeln sie sich wie zwei Komplementärfarben. Sie scheinen perfekt füreinander, doch ihre Begegnung war kein Zufall.

Dieses Buch erzählt ruhig, poetisch und unaufgeregt von zwei Menschen, die einander finden und ergänzen. Eigentlich eine Geschichte des Alltäglichen, doch Aoi und Mio und wie sie die Welt sehen, macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Es entwickelt sich eine zarte Liebe, die genauso zerbrechlich wie ihre Akteure wirkt und die Zeit braucht bis sie sich entfaltet. Gleichzeitig ist es eine Familiengeschichte, auch den Eltern von Aoi und Mio und den nicht immer leichten familiären Beziehungen wird Platz eingeräumt. Man erfährt dabei viel über japanische Sitten und Bräuche, Farben und Symbolik. Eine Empfehlung für alle, die einen Roman über Andersartigkeit, die Bedeutung von Familie und den Platz in der Welt, den jede:r von uns sucht, lesen wollen.

leben der farben