Medientipps
"Der Papierpalast" von Miranda Cowley Heller
Sie hat nur einen Tag Zeit, um herauszufinden, wer sie im Leben sein will und mit wem sie es verbringen möchte. Im Papierpalast, dem Sommerhaus der Familie, steht sie vor der Frage, welche Art des Glücks sie wählen wird. Ein großer Roman über die Sommer unseres Lebens ― und darüber, was es heute bedeutet, eine Frau zu sein.
»Ein Familiendrama, eine geheime Liebe, eine andauernde Tragödie. Der Papierpalast ist ein überwältigendes literarisches Debüt.« The Independent
Das bunte Cover und der eher seichte Klappentext lassen einen Sommerroman vermuten. Tatsächlich ist "Der Papierpalast" ein Familiendrama, das unter die Haut geht. Es ist der erste Roman der fast 50-jährigen Autorin, die bisher u.a. TV-Serien für HBO entwickelte und betreute – und die selbst sagt, vorher ging es nicht. Doch nun – mit all ihrer Lebenserfahrung - ist es ihr perfekt gelungen, den Zwiespalt ihrer Protagonistin zwischen Vergangenheitsbewältigung, Pflichtbewusstsein und der Sehnsucht nach Veränderung zu beschreiben.
Einen Tag hat die Protagonistin Elle Bishop – vom Leben durchaus gezeichnet- Zeit sich zu entscheiden: zwischen ihrer so seelenverwandten Jugendliebe und ihrer Familie, ihrem großartigen Ehemann, um den sie so manche Frau beneiden würde. Unbeschwerte, heitere Momente am malerischen See im Sommerhaus der Patchworkfamilie am Cape Cod wechseln sich ab mit Rückblenden auf eine (vermeintlich behütete) Kindheit und Jugend….voller Demütigungen, sexuellen Übergriffen, Vergewaltigung, Inzest und Mord. Dieser Kontrast, die beeindruckende Figurenführung, die wortgewaltige Sprache und der trockene Humor der Autorin machen diesen Roman um eine große Liebe und um eine Katastrophe so lesenswert. „Jede Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“….
Hätte ich einen Wunsch für eine Buchverfilmung frei, es wäre Der Papierpalast!
Ingrid Pohl