Medientipps
"Man sieht sich" von Julia Karnick
Mal ehrlich: Wünschen wir uns nicht im Falle unserer Lieblingsautoren, dass sie unablässig neue Bücher, neue Geschichten liefern….ohne Unterlass! Sodass wir nie mehr in das schwarze Loch fallen, das regelmäßig auf uns wartet, wenn ein tolles Buch zu Ende gelesen ist, wir uns von Figuren verabschieden müssen, die wir gerne länger begleitet hätten.
Genauso geht es mir (und nicht nur mir!), wenn ich an die erfüllten Lesestunden denke, die mir das neue Buch "Man sieht sich" der Hamburger Autorin, Journalistin und Kolumnistin (Brigitte, Für Sie) Julia Karnick bereitet hat.
Der Plot ist schnell erzählt: Zwei junge Leute begegnen sich im Sommer 1988, fühlen sich zueinander hingezogen…verlieren sich nach dem Abitur aus den Augen, begegnen sich mehrfach als Erwachsene wieder, doch eine dauerhafte Beziehung kommt nicht zustande. Missverständnisse, verletzte Gefühle und äußere Umstände sorgen dafür, dass der Musiker Robert und die alleinerziehende Frie erst Jahrzehnte später zueinander finden.
Eine eigentlich banale Story, aber Julia Karnick versteht es, diese Geschichte sehr bildhaft, authentisch und mit Tiefgang zu erzählen. Die drei unterschiedlichen Lebensabschnitte ihrer beiden widersprüchlichen Protagonisten skizziert sie mit sehr viel Feingefühl. Ihr Schreibstil ist wirklich bezaubernd: Zärtlich, romantisch, mit einer Prise Humor, aber niemals kitschig!
Und wir fiebern nicht nur um diese große Liebe, sondern erfahren auch „Zeitgeschichte“ der Generation X. Was war angesagt in den 80ern, in den 90ern? Was hieß es in den Nullerjahren, alleinerziehend zu sein? Welche Fragen stellt sich ein Mensch, wenn er auf die Fünfzig zugeht…
Kurz: ein Volltreffer! Hoffentlich ist Julia Karnick ganz schnell mit ihrem nächsten Buch fertig. Ich kann es kaum erwarten! 😊